Der Kalender zeigt Bilder der beiden Dresdner Künstler Georg

Gelbke (1882 – 1947) und Richard Birnstengel (1881 – 1968) mit

Motiven der Kurischen Nehrung im heutigen Litauen.

Diese Arbeiten entstanden vor allem im Zeitraum zwischen 1935

bis 1944. Beide Maler waren somit Vertreter der letzten Genera-

tion von Künstlern, die vor dem Exodus 1945 die Schönheit die-

ser einmaligen Landschaft – vorrangig in Aquarellen – festhielten.

Unter den Landschaften, Blumenbildern und Dorfszenen faszinierten auch die eindrucksvollen Fischerporträts. Beide Künstler beobachteten die Arbeiten der Fischer: den Bootsbau, die Ausfahrt auf Haff und Meer, die Arbeit an den Netzen, die auf ihre Männer wartenden Frauen, das Räuchern der Fische, die Bernsteinfischer, die Fahrten auf den Markt und die Pausen, dabei mit Genuss eine Pfeife rauchend. Diese ganze menschliche Tätigkeit ist eng mit der Landschaft verbunden; bei Birnstengel oft im Bildgrund den Charakter des Porträts untermalend.

Lange in die Herbstzeit hinein verweilten die Maler auf der Kuri-

schen Nehrung. Sie liebten die Ursprünglichkeit, welche dann erst

recht spürbar wurde, wenn der Strom der Sommergäste verebbte. Mit den ersten Herbststürmen stellten die Haffdampfer den Personenverkehr ein. Es folgten lange Monate, die Stille und Einsamkeit mit sich brachten und besonders das Leben der Fischer, ihrer Frauen und Kinder prägten. In den vier Kirchdörfern der Nehrung, nämlich Sarkau, Rossitten, Nidden und Schwarzort, lebten die Familien zwar eng nebeneinander, dennoch zwangen der graue, gefahrvolle Herbst, der nicht enden wollende weiße Winter und der nur zögernd sich ankündigende Frühling die Menschen zur Einkehr, verwiesen nach innen. In Verbindung mit den Landschaften wandert unser Blick zugleich nach außen.

Im Durchgang durch das Jahr klingt das Wechselspiel von innen

und außen, von Besinnung und Aktivität an. Mögen wir im kom-

menden Jahr das Gleichgewicht zwischen beiden Bewegungen

finden!

 

Andreas Albert